Die längste Abkürzung

Die Great Central Road ist ein Teilstück der längsten Abkürzung von Perth via Alice Springs nach Cairns, einer Outback Route quer durch den gesamten Kontinent. Zwischen unserem Ausgangsort Laverton und unserem Zielort Yulara liegen 1100 km Naturstrasse, 3 Raststätten mit Tankstellen sowie die Great Victoria Wüste. Im Informationszentrum von Laverton erfahren wir, dass mit momentan 10-12 Fahrzeugen pro Tag die Route recht stark befahren ist. An einem unserer Reisetage zählen wir 20 Fahrzeuge, welch ein Verkehr!! 

Mit unserer Vorstellung von Wüste liegen wir ganz schief. Vor zwei Wochen hat es in dieser Gegend heftig geregnet, zeitweise war die Piste sogar gesperrt. Jetzt erwartet uns eine grüne Wüste.

Über eine mehrheitlich gut präparierte Piste 

(mal abgesehen von den Waschbrett-Stücken, auf denen wir ganz ordentlich durchgerüttelt werden) 

fahren wir durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Eine Kaltwetterfront beschert uns äusserst angenehme Reisetemperaturen. Tags über ist es um 20°, die kühlen Nachttemperaturen lassen uns an unseren einsamen Schlafstätten herrlich ruhen. Einen Wermutstropfen gibt es halt auch: der Himmel ist bewölkt, so wird uns der prächtige Sternenhimmel vorenthalten.

Tiere sehen wir nun wenige: einmal schlängelt eine Schlange über die Strasse,

Kamele sind auf ihrem Abendspaziergang,

Dingos schnuppern um unser Auto herum, 

eine Trappe bekommen wir zu Gesicht.

Pilze schiessen aus dem Boden, hätten wir Zwiebeln und Rahm, könnten wir ein herrliches Pilzgericht kochen? 

Viele Autowracks verunzieren den Strassenrand. Uns ist nicht ganz klar, sind dies Relikte von Unfällen oder wurden die Autos lediglich auf einfache Weise entsorgt.

Kata Tjuta (Mt. Olga) beeindruckt uns durch seine ungewöhnliche Form und Farbe. 

Auch der Uluru (Ayers Rock) ist einmal mehr beeindruckend in seinem intensiven Rot,

und der Mt. Conner überzeugt mit seiner ungewöhnlichen Form.

In Yulara, der Touristen-Retorten-Stadt als Ausgangspunkt für Uluru-Besichtigungen, füllen wie unsere Vorräte wieder auf, zu sagenhaft teuren Preisen. Am folgenden Tag erfahren wir von einem Truck-Fahrer, dass er 3x wöchentlich ca. 80t Ware von Adelaide nach Yulara befördert. Die Transportkosten für eine Lieferung betragen 30 000 Dollar zuzüglich 4000 Dollar Treibstoff. Tönt wahnsinnig und rechtfertigt die teuren Lebensmittelpreise in Yulara? Auf 1kg umgerechnet?

Auch unseren Biervorrat würden wir gerne wieder aufstocken, aber P.g. (Pech gehabt), an Durchreisende wird kein Alkohol verkauft!!

Auf dem Stuart Highway düsen wir nach Süden bis Marla, dort wartet unser nächstes Outback-Erlebnis auf uns. 

Wir nehmen den Oodnadatta-Track unter die Räder. Von einigen Befragten vernehmen wir, dass es nicht viel zu sehen gäbe.

Und tatsächlich, es gibt viel Nichts zu sehen, und genau das gefällt und fasziniert uns. Es ist eine Landschaft zum Durchatmen, Weite, abwechselnd in den Farbtönen, grün da, wo es geregnet hat, rot dort, wo kaum Vegetation wächst.

Die Piste ist mehrheitlich gut zu befahren. Die Aussies donnern hier mit 80/90 km/h durch, so schnell fahren wir grad mal auf geteerten Strassen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50/60 km/h werden wir zwar von allen überholt, für uns ist es jedoch eine gemütliche Reisegeschwindigkeit, die es uns erlaubt, auch nach rechts und links zu schauen. 

Oodnadatta war einst ein bedeutender Eisenbahnort an der alten Ghan-Strecke von Adelaide nach Alice Springs. Seit 1981 verläuft das Bahntrasse jedoch weiter westlich. Geblieben ist die legendäre Rosa Raststätte.

Ein wunderschöner Perentie, die grösste Echsenart Australiens, ca. 1,5m lang, kreuzt unseren Weg.

Sehenswert ist auch die ehemalige 537m lange Algebuckina Eisenbahnbrücke, 

die einen idyllisch dahin fliessenden Bach überbrückt. Ein idealer Ort zum Übernachten. Ich bin jedoch keine Minute draussen, habe ich auch schon ein Dutzend Moskito-Stiche.

Fluchtartig verlassen wir diese Idylle und wählen in gebührendem Abstand den leicht erhöhten Platz am ehemaligen Mt. Dutton-"Bahnhof". Nach Sonnenuntergang ist an den Moskitonetzen vor unseren Fenstern die Hölle los. Es summt wie in einem Bienenhaus, hunderte von Moskitos surren um unser Auto herum. Ich gehe ganz sicher nicht mehr nach draussen! Und wenn ich pinkeln muss? Jetzt träume ich von einem Porta Potti!

Am anderen Morgen warten die Moskitos schon aufs Frühstück, von uns bekommen sie jedoch nichts! (don't feed wildlife!) Wir zwängen uns von unserem Wohnteil in die Fahrerkabine mit akrobatischer Geschicklichkeit, damit wir ja nicht nach draussen müssen. Es ist ein äusserst heiterer, witziger Einstieg in den Tag. 

Wir fahren weiter in dieser endlos scheinenden Landschaft,

bis es rumpelt und holpert: wir haben einen Plattfluss!!! Allein auf weiter Flur heisst es: selbst ist der Mann. Bruno bewahrt einen kühlen Kopf, weiss sich und uns zu helfen. Als das Fahrzeug aufgebockt ist, kommt das erste Auto des Tages angefahren. Ein freundlicher Australier auf dem Weg zum Flugplatz schmeisst sich kurzerhand unters Auto, um zu schauen, ob der Wagenheber richtig plaziert ist, assistiert noch schnell beim Radwechsel und schwupps - ist er (staubig) wieder davon. 

Zig Fliegen haben die offenen Türen schamlos ausgenutzt und bevölkern nun unser Auto.

In Coober Pedy, der Opalstadt in der Wüste, werden nicht nur Opale geschürft und verkauft, es gibt auch einen Reifenservice.

Nördlich von Coober Pedy fahren wir zunächst durch eine Marslandschaft, 

bevor wir die Breakaways erreichen, eine atemberaubend schöne Landschaft. 

Ein Stück fahren wir auch dem "Dog Fence" entlang, einem ca. 5300 km langen Maschendrahtzaun, der die Schafe im Süden vor den Dingos im Norden beschützen soll.

Wäre das nicht auch eine Lösung für schweizer Schafzüchter gegen den Wolf?? 

Natürlich informieren wir uns auch vor Ort über den Opalabbau. Mit 200 Dollar ist man grundsätzlich dabei: 130 Dollar für einen Claim von 50x50 m, 70 Dollar für die Buddel-Lizenz, dann kanns losgehen. Will man sich nicht mit der Hacke in die Tiefe vorarbeiten, kann man für läppische 170 000 Dollar eine Bohrmaschine erstehen.

Untergrundwohnungen, -kirchen, -hotels, -läden, Vieles ist in den Boden oder Berg gebaut, um zum einen die gegrabenen Hohlräume zu nutzen, zum anderen herrscht hier eine ausgeglichene Temperatur von 24°, während es draussen Schwankungen zwischen -3° und 45° geben kann.

Schmuckstücke gibt es natürlich am Laufmeter, lediglich 3% des geschürften Opals ist farbig und somit interessant.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ruth (Dienstag, 19 April 2016 14:40)

    Aufregender Reisebericht und tolle Bilder! Wir denken of an Euch!