Äpfel, soweit das Auge reicht

Von Arsiè aus radeln wir nach Primolano, wo es über acht Serpentinen etwa 150 m runter ins tief eingekerbte Brentatal geht, also ein gemütlicher, eindrücklicher Einstieg in unsere Sonntagsetappe. 

Dem Brenta entlang radeln wir gemeinsam mit vielen Sonntags- und Sportausflüglern das Tal hinauf bis Borgo de Valsugana, schlecken ein Gelato, damit wir genügend Energie haben, um auf den Hügel hoch zu radeln, auf dem unser Agriturismo liegt.

Wo's rauf geht, gehts auch wieder runter, so für uns am kommenden Morgen. Sehr gemütlich pedalen wir dem Brenta entlang bis an den Lago de Caldonazzo, hauptsächlich durch Apfelkulturen hindurch, vereinzelt sehen wir auch Erdbeer- und Brombeer-Kulturen.

Und dann wird es mir klar, weshalb es keine brauchbaren Routenbeschreibungen gibt  für die Verbindung Caldonazzo, d.h. Brenta-Radweg und Trento, und damit dem Etschtal-Radweg. Die Strecke ist nämlich total bescheuert, weniger noch in unsere Fahrtrichtung als in Gegenrichtung, der Hauptreiserichtung. Die Strecke verläuft häufig auf der Hauptstrasse, es geht viel Bergauf und bei den Abfahrten mit 16% Gefälle laufen unsere Bremsen heiss! Der erste Blick ins Etschtal fällt auf ein Industriegebiet von Trento, nicht unbedingt sehr einladend! Aber die Hauptsache ist: wir sind im Etschtal, dem wir nun gegen Norden hin folgen werden.

Der Radweg, vielfach dem Etschdamm entlang, ist durchweg asphaltiert, beinahe flach, so dass wir in flottem Tempo durch das breite Tal radeln, von einer Apfelplantage zur anderen. Im Frühling zur Zeit der Apfelblüte mus*s das hier ja wunderschön sein. Dieses Jahr wird offensichtlich ein sehr gutes Apfeljahr, die Niederstammbäume hängen üppig voll, und für die Ernte ist man auch schon gut vorbereitet. Irgendwo unterwegs gibts einen "Apfelkiosk" mit  den ersten reifen diesjährigen Äpfeln und feinem Apfelsaft.

Die dicht befahrene Brenner-Autobahn ist lange unsere Begleiterin, wenn nicht in Sicht- so doch in Hörweite. 

Rechtzeitig treffen wir in Bozen ein, um Marianne, die uns hier besuchen kommt, vom Bahnhof abzuholen. Gemeinsam schlendern wir plaudernd durch die Altstadt mit dem Walther-Platz, den schönen Gässchen mit den Lauben sowie über den bunten Früchte- und Gemüsemarkt. 

Am nächsten Tag fahren wir in 15 Minuten mit der Gondelbahn  ins 900 m höher gelegene schmucke Oberbozen. Während der Fahrt haben wir einen grossartigen Ausblick auf Bozen. Auf einem Spaziergang gelangen wir zu den sehenswerten, eindrücklichen Erdpyramiden. Und was natürlich gar nicht fehlen darf: ein gemeinsames Scrabble!!!!

Nach einem nächtlichen Gewitter ist der Himmel für unsere Weiterfahrt am Freitag strahlend blau geputzt. Der Eisack ist braun gefärbt genauso die Etsch, der wir nun wieder ein Stück folgen. 

Wir strampeln Hügel rauf, Hügel runter, sehen grüne Äpfel, rote Äpfel, grün-rote Äpfel, Äpfel, so weit das Auge reicht! 

Zwischendurch sehen wir mal ins Etschtal runter, auf Meran, das wir rechts liegen lassen.

Zwischen Forst und Töll üben wir schon mal ein kurzes Stück für unsere Bergetappe, die uns in den nächsten Tagen bevor steht, stehen uns doch die Alpen im Weg!

Merkt man in Bozen noch einen gewissen italienischen Einfluss, sind wir hier lediglich noch  auf italienischem Staatsgebiet, von der Mentalität hingegen sind wir eindeutig in Österreich.

Durch das grösste zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas strampeln wir weiter Tal aufwärts. Petrus ist den Schweizern an ihrem Festtag nicht sehr wohl gesinnt, grau und verhangen sind die Berge, zum radeln ist es jedoch sehr angenehm.

Da wir den Reschenpass bei schönem Wetter überqueren möchten, bummeln wir das Tal hoch und legen eine Übernachtung mehr ein als ursprünglich geplant war. In der Marmorstadt Laas finden wir aufgrund des Dorffestes "Marmor und Marillen" kein Bett mehr, also radeln wir weiter bis Prad am Stilfser Joch. So können wir noch eine Nacht darüber schlafen, ob wir das Stilfser Joch mit seinen 2750 m dem Reschenpass mit seinen schlappen 1500 m vorziehen!!! Ha, ha, ha!!!!!

Bemerkung: Auch heute Abend regnet es ein weiteres Mal. Obwohl wir jetzt schon mehr als drei Monate unterwegs sind, haben wir unsere Unterkünfte immer trocken erreicht, die Regenkleidung ist gut in den Satteltaschen verstaut.

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