Quer durch die Dolomiten

1921 wurde eine Schmalspurbahn zwischen Toblach und Calalzo di Cadore quer durch die Dolomiten gebaut, 1964 wurde sie wieder still gelegt. Heute dient die Bahntrasse im Sommer als Dolomiten-Radweg, im Winter als Langlaufloipe und ist somit eine geniale, bequeme, sehr eindrückliche, lohnenswerte Route durch die Dolomiten.

Wir verlassen Toblach bei frischen Temperaturen. Gemächlich, wie sich das für eine Zugstrecke gehört, geht es mit sanfter Steigung 300 m aufwärts. Wir passieren den Toblacher See, radeln durch Lärchenwälder, vorbei am Dürrensee, erhaschen zwischendurch immer mal wieder einen Blick auf imposante Dolomitengipfel.

Am Aussichtspunkt Drei-Zinnen-Blick sehen wir die berühmten Dolomiten-Spitzen, leider etwas unfotogen im Gegenlicht! 

Noch steigt die Strecke leicht an, bis wir die Passhöhe Cimabanche auf 1530 m erreichen.

Nach einem Schwatz mit einem italienischen Ehepaar können wir unsere Räder 13,5 km lang bis ins 300 m tiefer gelegene Cortina d' Ampezzo rollen lassen. So ganz entspannt ist die Abfahrt nicht, ist der Weg teilweise ziemlich schottrig und benötigt daher viel Aufmerksamkeit. Der Vorteil dieser Schotterpiste ist dann auch, dass nicht viele Velofahrer unterwegs sind, für Rennvelos ist die Strecke total ungeeignet.

Trotzdem können wir die sich bietenden Ausblicke auf die grossartigen Dolomitenformationen geniessen,

sind fasziniert von der spektakulären Lage von Cortina, ein schicker Ort, umgeben von grossartiger Kulisse.

Etwas Statistik zu Cortina: 6'000 Einwohner, 5'000 Hotelbetten, 30'000 Betten in Zweitwohnungen (somit momentan viele geschlossene Fensterläden), mehr als 1 Mio. Übernachtungen pro Jahr. Uns gefällt es hier sehr gut, vor allem sind auch die Temperaturen sehr erträglich, so dass wir uns grad für zwei weitere Tage einmieten. 

Schon gleich nach dem Frühstück besteigen wir um 9:00 Uhr die erste Gondel, die uns von Cortina (1211m) in etwa 15 Minuten auf die 3244 m hohe Tofana die Mezzo bringt. Von diesem 3. höchsten Dolomitengipfel aus haben wir kurzfristig eine gute Aussicht, sehen bis Grossvenediger und Grossglockner, aber wie das im Sommer halt so ist, kondensiert die warme aufsteigende Luft rasch zu Wolken, und so dauert es nicht all zu lange, bis uns die Wolken die Sicht versperren. Nicht nur die imposanten Dolomitengipfel rundherum, auch die Dynamik der Thermik ist faszinierend zu beobachten. Und noch etwas ist besonders: keine Armee, die Schiessübungen veranstaltet, keine Sport- und Kampfflieger, sondern einfach himmlische Ruhe.

Nach zwei gemütlichen, erholsamen Tagen verlassen wir das kühle Cortina wieder. Weiter auf dem Bähnleradweg rollen wir das tief eingeschnittene Boite-Tal hinunter. Immer mal wieder schweift unser Blick zurück, um uns von der fantastischen Berglandschaft zu verabschieden.

Einige der ehemaligen Bahnhofsgebäude sind in der Zwischenzeit renoviert worden, so auch das von San Vito. Hier vor diesem schmucken Häuschen hegt ein 76-jähriger Hobbygärtner mit Herzblut seinen prächtigen Garten. 60 verschiedene Pflanzen wachsen: Beeren, Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Kräuter, alles schön sortiert.

In Pieve di Cadore endet für uns der Bähnleradweg. Bis wir unsere Velos in der Mittagssonne ins Tiziano-Geburtsdorf hinauf geschoben haben, sind wir Schweiss gebadet.

Auf der nächsten Etappe bremsen wir uns ins tief liegende Piave-Tal hinab, danach verläuft unser Weg mal auf der rechten, mal auf der linken Talseite, entweder auf der praktisch verkehrsfreien Nebenstrasse oder als eigener Weg. 

Belluno ist unser heutiges Etappenziel, das wir bei warmen 36° erreichen. 

Aus Ermangelung einer Alternative müssen wir uns in einem 4 Sterne Schuppen niederlassen. Die Vorfreude ist gross, die Zimmerorganisation total unqualifiziert, das Zimmer an sich ganz schön mit Blick ins Tal.

Nach einem "tüüfe, gsunde Schlaf" in unseren Luxusbetten verschieben wir uns am kommenden Tag von Belluno nach Feltre. Verschieben heisst: wir strampeln auf der Nebenstrasse mit mässigem Verkehr ohne besondere landschaftliche Reize auf direktestem Weg nach Feltre. Hier stossen wir auf die von Venedig kommende Via Claudia Augusta, sowohl Brenta-Radweg wie Etschtal-Radweg sind Teil dieses Fernradweges, der über die Alpen bis nach Donauwörth führt. 

Über Arsiè gelangen wir an den Lago de Corlo, unseren nächsten Übernachtungsort. Von unserem Zimmer aus haben wir einen schönen Ausblick auf den idyllischen See. Beim Überqueren der "durchsichtigen" Hängebrücke erscheint er mir eher unheimlich und sehr tiefgründig. Da das Zimmer nur für zwei Tage buchbar war fügen wir uns in unser Schicksal und legen halt einen Ruhetag ein, Blog schreiben, Route vordenken, weitere Übernachtungsmöglichkeiten anschauen, es gibt immer was zu organisieren. Glück haben wir mit dem Ruhetag auch: es gewittert immer wieder, hie und da gibt es auch noch einen Regenschauer dazu.

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