Ins Hochpustertal

Die Würfel sind gefallen: wir radeln weiter nach Nord-Westen, Alpe-Adria- und Drau- Radweg bleiben noch zusammen und werden zusätzlich noch vom Jakobsweg begleitet. Ohne grosses auf und ab gehts der Drau entlang, deshalb sind wir auch vorwiegend unter Unseresgleichen, sprich unter Senioren. Die Drau fliesst träge dahin, bis Spittal wird sie durch drei Staustufen am sorglosen und flüssigen Dahinfliessen gehindert. Spittal, ein kleines, lebhaftes Städtchen mit einen grossen Stadtpark lädt zum Verweilen ein.

Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung zu unserem Genuss-Landgasthof, wo wir als einzige Gäste übernachten. Zum Lesen der Speisekarte benötigen wir eine Dolmetscherin, können wir mit Begriffen wie Huchen, Beuschel, Grammelnudeln nichts anfangen. Danach lassen wir uns mit kärtnerischen Nudelspezialitäten (überdimensionierte Ravioli) verwöhnen. Bei einem ausgiebigen Schwatz mit der Wirtin während des Frühstücks erfahren wir viel über Geschichte und Philosophie des Gritschacher Gasthofes.

Auf der weiteren Tagesetappe sehen wir die Drau nicht sehr häufig, dafür viele schmucke Häuser. Bei den recht warmen Temperaturen sind wir froh, verläuft die Route oft im Wald oder am Waldrand.

Einzig der kurze und rassige Aufstieg zu unserem Übernachtungsort Berg im Drautal pedalen wir in der prallen Sonne. Wie der Name schon sagt, sind wir am Berg, haben eine schöne Aussicht ins Tal und am nächsten Morgen natürlich eine herrliche Abfahrt, denn unser Veloweg verläuft weiterhin der Drau entlang.

Die Etappe bis Lienz ist beschaulich, immer eben weg, die Landschaft ändert sich nicht dramatisch. Nachdem es abends leicht regnet ist am kommenden Morgen die Sicht auf die Lienzer Dolomiten recht klar.

Das Motto der nächsten Etappe lautet: von nun an gehts nur aufwärts. Die gut 50 km von Lienz nach Toblach im Hochpustertal verlaufen überwiegend mit einer leichten Steigung, d.h. 50 km strampeln! Aus diesem Grund ist die Fahrtrichtung Toblach - Lienz so beliebt, 50 km rollen lassen.

Ich habe es ja als masslos übertrieben gehalten, als man uns erzählte, dass die Strecke täglich von Hunderten (v.a. Italienern) geradelt wird. Jetzt muss ich sagen: das war schlicht untertrieben. Horden von Velofahrern kommen uns entgegen, vom Baby im Anhänger übers Hündchen im Körbchen, vom 3-Jährigen auf dem eigenen Velöchen bis hin zur Urgrossmutter auf dem E-Bike! Habe ich mich doch anfangs gewundert, weshalb stellenweise Strommasten mit Matratzen gepolstert sind, jetzt ist der Groschen gefallen.

Was ist das doch für eine abwechslungsreiche Etappe, habe ich doch endlich mal wieder die Möglichkeit, ausgiebig zu lästern über Bekleidung (Bikini oder Tennisröckchen), Fahrstile (x-beinige Frauen oder breitbeinige Männer), Hawai-Blume im Haar.... Bewundernde Blicke fallen auf die ganz wenigen Velofahrer, die uns locker leicht überholen - aber nur so lange, bis mein Blick am Akku hängen bleibt.

Trotz so viel Ablenkung realisiere ich immerhin doch auch noch, wie eng das Tal ist und nur Platz für Strasse, Schiene, Bach und Veloweg bietet.

Bei Sillian weitet sich das Tal wieder, wir strampeln die letzten Kilometer bis Toblach auf einer Hochfläche dahin. Zwischendurch zeigen sich mal erste Dolomitenspitzen.

In Toblach warten hoffentlich genügend Velos für den Wochenendansturm.


Und wir? Wir gönnen uns einen Faulenzertag zum Weiterplanen, Blog und Mail schreiben

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