Auf der Flucht

Die Hitzewelle drückt uns in den Nordosten von Italien, der momentan "kühlsten" Gegend. Der klimatisierte Zug bringt uns vom Brutofen Bologna nach Cervignano,

von dort aus radeln wir in der nachmittäglichen Sonne und einem zartem Lüftchen (vielleicht, weil wir so schnell pedalen!!) nach Grado, dem ehemaligen österreichischen k.u.k. Seebad. 

Nach einer ersten Glace zieht es uns zur Erfrischung ins Meer. Erfrischung??? Das Wasser hat bestimmt 28-30°, erfrischend ist was anderes! Aber es ist äusserst angenehm, an der relativ frischen Luft am Meer zu sitzen, ohne dass der Schweiss aus allen Poren rinnt. Es war schon lange nicht mehr so angenehm. 

Grado erweist sich als ein sehr gemütliches Städtchen mit vielen Velofahrern, einer riesigen Fussgängerzone und vielen Restaurants. Eine gewisse Unruhe breitet sich aus, als abends die Stromversorgung ausfällt, keine Klimaanlage mehr funktioniert, die Türen und Kassen im Supermarkt natürlich auch nicht, ganz zu schweigen von den Elektroherden in den Restaurants. Im Vorteil sind nun diejenigen, die mit Gas kochen und natürlich die Pizzerien mit einem Holzofen. So kommen wir wenigstens in den Genuss von einem romantischen Abendessen mit Kerzenschein! Am Morgen um 3.00 Uhr ist der Schaden wieder behoben.

Nach einem aussergewöhnlich guten Frühstück radeln wir durch die Lagune über den knapp  

5 km langen Damm, der Grado mit dem Festland verbindet, wieder zurück nach Cervignano. 

Von dort aus gehts weiter abseits von verkehrsreichen Strassen auf dem Alpe-Adria-Veloweg nach Udine, begleitet von einem sympathischen deutschen Ehepaar. Gemeinsam geniessen wir noch ein feines Gelati, bevor sich unsere Wege wieder trennen. 

Was ist das doch herrlich, auf einem Veloweg zu pedalen durch Wälder, Felder (häufig Soja) und Auen, an Bachläufen entlang, kein Verkehr, dafür Naturstrassen, kein Stress, dafür Vogelgezwitscher und Grillengezirpe, Genussradeln pur! Da wir gegen den Strom strampeln, d.h. Tal aufwärts, kommen uns immer mal wieder Radler entgegen, denn der Alpe-Adria-Radweg kommt von Salzburg über Villach nach Grado. 

Das Spannende an unserer Fahrtrichtung ist auch, dass uns die Berge immer näher kommen.

San Daniele, der Ursprungsort des gleichnamigen bekannten Schinkens, liegt ganz in der Nähe, das verpflichtet uns natürlich, diesen Leckerbissen mal auszuprobieren.

Auf der nächsten Etappe ist der Fluss Fella mehrheitlich unser Begleiter. Mal hüben, mal drüben verläuft der Veloweg, durch schattige Wälder und kleine Ortschaften, immer schön abseits vom Verkehr. Dieser rauscht über die Autobahn, die glücklicherweise recht häufig in einem Tunnel verschwindet.

In Resiutta beginnt ein Bähnleradweg, auf dem wir unseren nächsten Etappenort, Chiusaforte, erreichen. Der ehemalige Bahnhof wird als Einkehrmöglichkeit für Velofahrer benutzt, wir stärken uns am nächsten Morgen mit einem feinen hausgemachten Aprikosenkuchen für unsere Weiterfahrt.

Gemächlich wie die ehemalige Eisenbahn schnauben wir das enge Tal aufwärts.

In Pontebba spuckt ein Velobus grad unzählige Velofahrer aus. 

Wir unterqueren die verschiedenen Autobahnbrücken, 

verschwinden immer mal wieder in einem Tunnel 

und erfreuen uns an den wechselnden Bergen. Irgendwann fragen wir uns, ob wir eigentlich noch in Italien sind.

Nach der Übernachtung in Tarvisio geht es auf unserer nächsten Etappe bis Villach hauptsächlich gemächlich abwärts.

Jetzt heisst es "Ciao Italia, Servus Österreich".

Zunächst radeln wir noch auf dem Bähnleradweg, 

wechseln dann auf den beschaulichen Karnischen Radwanderweg, der entlang der Gail verläuft. Dieses Stück erinnert uns an den Veloweg Thun- Bern: Autobahn-Veloweg-Fluss, nur fehlen hier die Schwimmer und Schlauchbootfahrer. 

Für ein Fussbad und ein "gailes" Velobad finden wir eine ideale Stelle.

Beim Zusammenfluss von Gail und Drau radeln wir die ersten Meter bzw. Kilometer auf dem Drauradweg nach Villach.

Unser Fluchtweg hat sich bisher als optimal erwiesen, sind die Tagestemperaturen wieder unter 30° und die Nachttemperaturen bei frischen, erholsamen 14°.

Äusserst angenehm, entspannend und vergnüglich ist so ein Radweg, weg vom Verkehr und meistens in der Natur.

Villach ist ein Verkehrknotenpunkt: hier kreuzen sich nicht nur die Nord/Süd-, Ost/West-Autobahnen und Schienenverbindungen, sondern auch die Radwege. So können wir nun würfeln, ob wir nach Osten dem Drau-Radweg bis zur Donau-Mündung via Budapest nach Wien fahren, nach Westen den Drau-Radweg via Pustertal-Radweg mit dem Etschtal- Radweg verbinden oder nach Norden weiterhin dem Alpe-Adria-Radweg folgen.

Schön wirds alle Mal!!!!

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