Im Ebrotal

Auf einem kaum befahrenen Nebensträsschen folgen wir weiterhin dem Ebro flussabwärts und sind schon gleich mal im Rioja-Gebiet.

Was in der Kornkammer die Getreidefelder sind hier die Reben: Reben soweit das Auge reicht. Ich freue mich jetzt schon auf einen lokalen Tropfen.

Ausser in den verstreut gelegenen kleinen Ortschaften sind wir allein auf weiter Flur.

In Elciego müssen wir eine schwierige Entscheidung fällen: wollen wir uns für schlappe 340 € pro Nacht im Hotel Marqués de Riscal einquartieren, das vom selben Architekten gebaut ist wie das Guggenheim-Museum, oder bleiben wir unseren 0-8-15-Varianten treu. Ausschlaggebend ist das Aussehen: es gefällt uns nicht!!!

An unserer verschmähten Herberge vorbei keuchen wir den ersten Rebberg hoch, um dann genüsslich zum Ebro runter zu radeln. Teils mal wieder auf holprigen Naturstrassen, sonst aber immer auf Nebenstrassen, begleiten wir den Ebro, der von Staustufe zu Staustufe dahindümpelt. Reben beherrschen das Landschaftsbild, aber es gibt auch Gemüsefelder (Salate, Zucchini, Tomaten, Lauch...) Obstbäume mit Aprikosen, Birnen und was wir seit der Extremadura nicht mehr gesehen haben, Olivenbäume.

Schon gegen Mittag erreichen wir Logroño, die Hauptstadt der Rioja.

In engen Altstadtgassen reiht sich eine Tapas-Bar an die andere, hier wird  Tapas-Kultur zelebriert, verschiedenste edele Tropfen, oder auch ganz profan ein Bier, fehlen natürlich nicht.

Unser spezielles Tapas-Erlebnis: ein Filet-Häppchen vom Kobe-Rind, das Feinste vom Feinen, da geraten  selbst wir Pseudo-Vegetarier ins Schwärmen.

Logroño ist schon seit dem Mittelalter Pilgerstation dank der Puente de Piedra, die bereits damals schon die Ebro-Überquerung ermöglicht hat.

Auch kulturelle Häppchen hat die Stadt zu bieten: die Kirche des Hl. Jakobus,

die Barocke Kathedrale Santa Maria, die sogar ein Bild von Miguel Angel (Michelangelo) besitzt,

die älteste Kirche der Stadt, Santa Maria de Palacio,

die St. Bartolomé-Kirche mit ihrem romanischen Portal, um nur einige zu nennen.

Der kommende Tag verspricht ein weiterer Sommertag und langer Tag zu werden. Bevor wir Logroño verlassen, werden wir noch vom spanischen TV interviewt.

Da die Kantabrischen Berge im Norden und die Sierra de Cebollera im Süden eine Barriere bilden, bleibt dem Ebro und damit auch uns keine andere Wahl, als nach Osten zu reisen. So verlassen wir die Rioja und radeln in Navarra, der Region der Vielfältigkeit weiter. Vielfältig sind nämlich die mit Ebrowasser bewässerten Felder bepflanzt, neben Getreide und Reben wird hier fast all das angepflanzt, was wir an spanischen Produkten daheim im Supermarkt finden. Das Gelände ist flach bis leicht abfallend, wir düsen durch die Gegend, die Kilometer-Steine  fliegen nur so an uns vorbei

Kurz vor Tudela tauchen graue, z.T. auch rötliche Tafelberge auf, welche Erinnerungen an die USA wecken.

Bei nachmittäglichen 35 Grad erreichen wir nach mehr als

100 km Tudela.

Nicht der Ebro sondern der Canal de Tauste ist heute unser Wegweiser. Gegen Nord-Osten hin begleiten uns immer noch die Tafelberge, im Süd-Westen zieht sich die breite fruchtbare Ebroebene dahin. Hinter den Bergen soll es anscheinend wüst und öd und leer sein. Mangels detailiertem Kartenmaterial fahren wir aufs Gratewohl dem Kanal mit seinen unzähligen Abzweigungen entlang und irgendwann muss es ja soweit kommen: wir sind am Anschlag und müssen wieder umkehren!

Die Piste wird zunehmend schlechter und schwieriger zu beradeln, so legen wir die letzten Kilometer bis Alagón auf Asphalt zurück.

Nach einem feucht-fröhlichen Abend (feucht: es gewittert) mit dem Wirt und zwei Gastarbeitern aus dem nahe gelegenen Opel-Werk zieht es uns weiter nach Zaragoza. Am Canal-Imperial entlang, durch wenig abwechslungsreiche Landschaft, fahren wir am riesigen, hauptsächlich militärisch genutzten Flughafen vorbei. Mit den Steuergeldzerstäubern am Himmel tönt es ganz wie im Oberland.

Dank GPS und Velowegnetz finden wir unproblematisch ins Zentrum von Zaragoza hinein, denn mitten in einer der einladenden Fussgängerzonen steht unser Hotel. Da hab ich wenigstens keinen so langen Anmarschweg zum lädele!

Zum kulturellen Pflichtprogramm gehört die Besichtigung der Basilica del Pilar,

La Catedral de Seo,

der Aljafería-Palast.

Äusserst beeindruckend ist die Basilika, das grösste barocke Bauwerk Spaniens mit dem grosszügigen Platz davor, den 9 Kuppeln, mit einer Länge von 130 m und einer Breite von 60 m und einem grossartigen Innern. (Details können auf Wikipedia nachgelesen werden). Fotografieren verboten!

La Seo steht der Basilika in Bezug auf Faszination, Eindrücklichkeit, Schönheit und Fotografierverbot in nichts nach.

In Nebenräumen befindet sich noch eine äusserst eindrückliche Ausstellung von riesigen gewobenen Wandteppichen (ca. 10x4 m).

Mit dem Aljafería-Palast besitzt Zaragoza als Hauptstadt Aragóns das repräsentativste Mudéjar-Monument. Erbaut im 9. Jhdt als islamischer Palast, diente er im Mittelalter unter anderem als Residenz den Katholischen Königen und seit 1987 ist er Sitz des aragonesischen Regionalparlaments. Typische maurische ornamentale Bogen- und Säulenverzierungen, wunderschöne, prächtige Deckentäfelungen aus vergoldetem und mehrfarbigem Holz, der grosse Innenhof, die Säulenhalle, machen die Palastanlage zu einem beeindruckenden, sehenswerten Ausflugsziel (UNESCO - Weltkulturerbe).

Zaragoza ist eine Stadt mit Charme und Flair, mit grosszügigen Plätzen und breiten Strassen, mit engen Gassen, mit  ungezwungener Atmosphäre, sympathisch, freundlich, uns gefällt es hier sehr gut, wir verlängern unseren Aufenthalt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Monique (Samstag, 02 August 2014 18:12)

    Prost Roja ;-) und toll seit ihr wieder in einer Gemüsegegend.
    Ui, und Temperaturen wie bei uns in Hong Kong... Und wir schwitzen schon heftig ohne zu Radeln (hohe Luftfeuchtigkeit).
    Geniesst euren Aufenthalt in Zaragoza, liebe Grüsse Monique