Mérida - Cáceres - Plasencia

Nach zwei Regentagen verlassen wir unsere gemütliche Herberge in Mérida.

Wir radeln weiter Richtung Norden vorbei am Embalse Proserpina.

Der Regen hat auf den Naturpfaden seine Spuren hinterlassen, wir üben uns im Zick-Zack-Fahren um die zahlreichen Pfützen herum, auch Tragen des Velos ist wieder mal angesagt.

Wir erleben noch echte Cowboys bei der Arbeit, die die nicht ganz willigen
Mutterkühe mit ihrem Nachwuchs vom Rest der Herde trennen. Dem anhaltenden, lauten, durchdringenden Gemuhe nach zu urteilen scheint der Trennungsschmerz erheblich zu sein.

Die Landschaft verändert sich nicht heftig: flach, Kulturland, so richtig gäbig zum Velo fahren.

In Cáceres stärken wir uns erst einmal mit feinen Tapas.

Abends findet schon wieder einmal eine Prozession statt: zu Ehren des Heiligen Georgs (mit dem Drachen) wird die Virgen Maria in Begleitung von fröhlicher Musik auf die Plaza Mayor getragen. Der Prozessiosweg ist reichlich mit Rosmarinzweigen bestreut, so riecht es recht würzig, nachdem so viele Menschen darüber gelaufen sind.

Die noch sehr gut erhaltene Altstadt von Cáceres (Weltkulturerbe) liegt auf einem Hügel. Zum Glück, denn bei dem kalten Wind und den kühlen Temperaturen (17 Grad) wärmt uns das Treppen- und Hügelsteigen doch ein wenig.
Die Aussicht von den beiden Türmen des Templo de San Francisco Javier gibt uns einen guten Überblick über die Stadt und die Umgebung.

In Cáceres verlassen wir auf Empfehlung unseres Spanischlehrers Javier erneut den Camino, um einen Abstecher in den Parque National de Monfragüe und ins Tal der Kirschbäume zu machen. Auf den 53 km bis Torrejón del Rubio gibt es kein Dorf, keine Bar, keinen Kaffee, lediglich weite Weite, ab und zu mal eine Schaf- oder Rinderherde und einen verspäteten Osterhasen (er hat die letzten Migros-Schoggi-Eili schon selber genascht). Eine Kollision ist nur Dank seiner guten Reaktion zu vermeiden.
Ein kalter Ostwind bläst uns den ganzen Tag ins Gesicht, dabei hätte uns doch laut Wetterprognose ein Westwind schiebend unterstützen sollen!

Nach einer erholsamen Nachtruhe sehen wir am nächsten Tag nur grau.
Wir fahren durch eine hügelige Landschaft, sind froh um die sanften Anstiege, die halten uns warm.

Im Parque National de Monfragüe überqueren wir den Embalse de Alcántara. Hier wird der Rio Tajo auf 90 km gestaut und ist somit anscheinend der längste Stausee Europas. Wenn ich die Landkarte von Spanien anschaue, dann erreicht praktisch kein Fluss das Meer, ohne nicht mindestens ein Mal in einem Stausee gelandet zu sein.

Hier hängt der graue Himmel voller Geier, denen scheint es hier zu behagen,

sowie voller Regentropfen, aber uns waschechte Pilger erschüttert das ja nicht.
Die letzten 20 km bis Plasencia strampeln wir uns im Nieselregen ab und kommen völlig durchgefroren in unserem königlichen Hostal (Hostal Real) an.

Der Sonntag zeigt sich mit strahlend blauem Himmel, aber frischen Morgentemperaturen.
Plasencia besteht aus einem schönen Altstadtkern mit vielen Kirchen, römischen Palästen, einer fast intakten Stadtmauer mit 6 Stadttoren (Mauerdicke 12-15 m), einem römischen Aquädukt (gute Qualitätsarbeit).

In der Iglesia de San Nicolas kommen wir in den Genuss einer kurzen Privatführung.

Im Ethnografischen Textil-Museum erleben wir eine äusserst spannende und informative Spanischstunde über spanische Geschichte und Traditionen.

Der aus dem 15. Jh stammende Convento de San Vincente Ferrer begeistert mich total, ist doch in die originale Architektur das Hotel Parador äusserst geschmack- und stilvoll integriert worden.

Die Neue Kathedrale besticht mit ihrer Helligkeit, Leichtigkeit und ihren goldverzierzten Säulen sowie ihrem prächtigen Altar.

Mittlerweile ist es so warm geworden, dass wir auf der Plaza Mayor wieder mal eine Glace schlecken und gemütlich durch die schmalen Altstadtgässchen bis zum Rio Jerte bummeln.

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