Monopoli-Grottole


Wir verlassen Monopoli und radeln hauptsächlich dem Meer entlang bis Polignano.

Seine reizende Altstadt liegt auf einer Klippe. Es ist ein prächtig schöner Sonntag, ausserdem Erstkommunions-Sonntag, das Städtchen quillt für unsere Begriffe schon fast über vor Menschen.

Es fällt uns nicht schwer, diese Betriebsamkeit zu verlassen und ins sonntäglich idyllische, ruhige, hügelige Hinterland zu strampeln.

In Castellana Grotte besichtigen wir das Höhlensystem mit seinen verschiedenen Grotten, die im Schnitt 60-70 Meter unter der Erde liegen und bis 60 Meter hoch sind. Die erste Grotte, la Grave, in der auch noch fotografiert werden darf, besitzt eine Öffnung gegen oben, so dass hier noch etwas Tageslicht hereinfällt. Das gesamte, der Öffentlichkeit zugängliche Höhlensystem ist ca. 3 km lang und endet in der sogenannten weissen Alabaster-Grotte, in der es anscheinend die weltweit hellsten Tropfsteine hat. Bis wir diese erreichen, passieren wir weitere Höhlen mit unzähligen Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Vorhängen in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Leider ist hier Fotografier-Verbot!

Danach heisst unser nächstes Ziel Gioia del Colle, das wir auf verlassenen Landwirtschaftssträsschen erreichen. Dichte, urwaldähnliche Eichenwälder, Kuhweiden für den lokalen Mozzarella, abgeerntete Getreidefelder, riesige Kirschenpflanzungen, das ist die Umgebung für unsere beschauliche Etappe.

Gioia del Colle selbst bietet nicht viel, sogar kaum ein Restaurant.

Wir verlassen Apulien und radeln in Basilikata weiter. Die sorgsam aufgeschichteten Mauern zwischen den einzelnen Feldern fehlen hier, die Getreidefelder sind wesentlich grossflächiger angelegt. Landschaftlich ist die Etappe nicht berauschend, beeindruckend hingegen unser Ziel Matera.

Aus dem felsigen Steilhang wurden schon vor 10'000 Jahren die ersten Höhlenwohnungen herausgehauen, die bis in die 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts bewohnt waren, damals noch als "Schandfleck" Italiens bezeichnet. Seit 1993 sind diese Höhlenwohnbezirke UNESCO-Weltkulturerbe.

Viele dieser Höhlen sind ausgebaut und dienen den zahlreichen Touristen als Restaurant, B+B oder Hotelunterkunft, so auch uns.

Nach dem für italienische Verhältnisse sehr reichhaltigen Frühstück verlassen wir Matera im Vormittags-Verkehr.

Mit unserem Vermieter haben wir die nächsten Etappen geplant, damit wir ja auch ein Bett finden, denn diese sind bis Potenza Mangelware. Unsere Route führt an einem Stausee, dem Lago di Giuliano, entlang, abseits jeglicher Zivilisation. Wir sind allein auf weiter Flur, gelegentlich windet sich mal eine Schlange über die Strasse, Eidechsen rennen am Strassenrand entlang, Schmetterlinge und Insekten flattern um uns herum, so richtig friedlich.

7 km vor unserem Etappenziel Grottole ist es dann schlagartig vorbei mit Idylle. Strassenarbeiter bereiten uns schon darauf vor, dass die Strasse "molto duro" ist, im Klartext: obermühsam! Schon bald geht mir die Puste aus, ich schiebe mein Velo keuchend die Strasse hoch und hoffe in jeder Kurve, dass die Schinderei bald ein Ende findet. Irgendwann haben wir dann auch den höchsten Punkt des Höhenzuges erreicht, aber nur um festzustellen, dass uns noch ein weiteres Tal von unserem Ziel trennt. Ich versuche, die Abfahrt zu geniessen und die mir bevorstehende nächste Schinderei auszublenden.

Grottole liegt wie ein Adlerhorst auf einem Höhenrücken mit fantastischer Rundumsicht, vom strategischen Gesichtspunkt her absolut perfekt. Alles in Allem, total erschöpft, irgendwann erreichen wir unser B+B. Doch nach einer heissen Dusche und einem Päuseli sieht die Welt gleich wieder anders aus.

 Das Abendessen in der Dorfbeiz ist einfach aber gut: Antipasti und Pasta.

Den Regentag verbringen wir in Grottole und werden von Enza, unserer Vermieterin, mit Hausmannskost verwöhnt: Bruschette mit eigenem Olivenöl, selbstgemachter, würziger Salami, Risotto mit Kartoffeln und eigenen Bohnen, und ein selbst produzierter Wein darf dabei natürlich auch nicht fehlen, einfach fantastisch!

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