Durchs Allgäu

Das Wetter hält sich grad gar nicht an die Prognose: grau und kalt ist es, als wir Füssen verlassen, die kurzen Hosen sind definitiv eine Fehlentscheidung. 

Am Forggensee vorbei erreichen wir rasch den Hopfensee, danach radeln wir weiter durchs hügelige Allgäu. Aber Dank den kühlen Temperaturen strampeln wir selbst die happigen Hügel problemlos hinauf, weniger angenehm sind mir heute die Abfahrten, wirds dabei doch lausig kalt. So eine verdrehte Welt!

Die Wallfahrtskirche Maria Rain beeindruckt uns mit ihrem lichten Innenraum.

Bei einer Brot backenden Physio finden wir unser heutiges Nachtlager. Am späteren Nachmittag setzt sich die Sonne doch noch richtig durch und wir können auf 900 m noch draussen essen, aber auch nur, weil wir sehr frühzeitig dran sind.

Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen radeln wir weiter durch die liebliche allgäuer Hügellandschaft zum Rottachsee,

von dort quer über Land auf den Iller-Radweg. Zum ersten Mal radeln wir Fluss abwärts bis Kempten,

wo wir mit Hilfe des Tourismusbüros noch eines der vier freien Zimmer im Zentrum bekommen. Das Originelle an diesem Zimmer sind die in Plexiglas eingelassenen Strohballen als Nachttische.

Kempten, eine der ältesten Städte Deutschlands, besitzt ein sehr einheitlich restauriertes, hübsches Zentrum mit einer grossen, lebhaften Fussgängerzone, grosszügigen Plätzen mit Brunnen und Bänken zum Verweilen. 

Äusserst gemütlich sind halt auch die Biergärten, speziell an hilben Sommerabenden.

Zunächst pedalen wir auf dem Iller-Radweg weiter, verlassen diesen jedoch schon bald wieder, um über eine Hochfläche, von der aus die Alpen grad noch sichtbar sind, nach Leutkirch zu kommen. Irgendwo, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, verlassen wir Bayern, sind aber immer noch im Allgäu, jetzt halt im baden-württembergischen.

Das malerische Städtchen Leutkirch ist gerade Austragungsort der Modellflug-Weltmeisterschaft, aber Glück, wie wir haben, ergattern wir grad noch das letzte Bett. 

Zur Feier des heutigen Tages gibt es zwar keinen Prosecco, im Allgäu wird weiterhin Bier getrunken, aber immerhin bleiben wir unserer Tradition vom Lachs treu.

Nach einem langen Plauder-Frühstück mit einem holländischen Radler-Paar sind die Temperaturen schon sehr angenehm zum weiter radeln. In Bad Wurzach legen wir einen Eiskaffee-Stop ein, danach umrunden wir das Wurzacher Ried, eine der grössten Riedflächen Europas. Eigentlich wäre die Strecke bis Bad Waldsee mit mässigen Steigungen und Abfahrten ganz angenehm, wäre da nicht der lästige Gegenwind. 

Bad Waldsee mit seiner historischen Altstadt, die zwischen zwei Naturseen liegt, gefällt uns sehr gut. 

Die Tourist-Information ist wieder einmal mehr eine gute Hilfe, um eines der letzten freien Betten zu finden. Dies finden wir in einem der ältesten, sehr stilvoll renovierten Häuser von Bad Waldsee. Aufgrund der internationalen Fahrradausstellung in Friedrichshafen sind im Umkreis von 50 km und mehr offenbar alle Betten belegt. 

Im Stadtsee nehmen wir noch ein erfrischendes Bad,

bevor wir zum "überfälligen" Geburtstagsessen ein super Restaurant finden. Eine angeregte Unterhaltung und somit einen kurzweiligen Abend verbringen wir mit einem Paar, das hier zur Reha ist und sich, wie hier üblich, zu uns mit an den Tisch setzt, da keine anderen Plätze mehr frei sind. Dank dieser für uns ungewöhnlichen Art haben wir im Verlauf unserer Deutschlandreise schon viele unterhaltsame, bereichernde, spannende, vergnügliche Begegnungen erlebt.

Der Schwäbische Bäder-Radweg ist schnell beschrieben: er verbindet neun schwäbische Bäderorte miteinander. Für uns verbindet er Bad Waldsee mit Bad Saulgau.

Mit unserer Radel-Bekanntschaft Gerhard pedalen wir plaudernd und zügig bis Sigmaringen. Dort haben wir ein schmuckes Studio in der ehemaligen, 500-jährigen  Marstall-Wohnung mit Blick auf das Schloss, residieren also ganz fürstlich.


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