Der Weg nach Rom

Es führen viele Wege nach Rom, aber von Pozzuoli aus ist die Hauptstrasse dem Meer entlang vorläufig die einzige Variante. Dem Meer entlang bedeutet nicht, dass wir das Meer sehen. Entweder ist es hinter Häusern verborgen oder hinter den Zäunen der privaten Strandanlagen, die sich für die kommende Saison vorbereiten.

Kilometer um Kilometer strampeln  wir durch eine trostlose Gegend: schmuddelige, ungepflegte, heruntergekommene Ortschaften, äusserst ungepflegte, gammlige, als Kehrrichtdeponie missbrauchte Strassenränder, und je armseeliger die Gegend, desto mehr (blonde) Frauen stehen am Strassenrand. Selbst die Felder sind verlottert und  werden nicht bewirtschaftet. Hier scheint ein grosser Bevölkerungsanteil vom südlich gelegenen Kontinent angeschwemmt worden zu sein.

Bei Mondragone, der Grenze zu Latium, ändert sich auf unerklärliche Weise die Gegend: die Strassenränder sind wesentlich aufgeräumter, die Felder bewirtschaftet: Erdbeerduft liegt in der Luft, von Aprikosenbäumen leuchten reife Früchte, Bohnenfelder werden abgeerntet, Tomaten- und Kartoffelfelder blühen üppig, wir sehen Büffel und viele kleine Käsereien, die den leckeren Mozzarella di Bufala herstellen, es ist wesentlich erfreulicher weiter zu radeln. Seit kurzem befinden wir uns auf der Via Appia, der alten Römerstrasse, die Brindisi mit Rom verbunden hat.

Auch an unserem nächsten Übernachtungsort wartet man auf die Sommerferien und die anscheinend damit verbundene Touristenflut.

Weiter auf der gut ausgebauten Verbindungsstrasse machen wir einen Abstecher in Gaeta, dann pedalen wir weiter der schroffen Küste entlang.

Tief unter uns liegen kleine Badestrände und das Meer schimmert grünlich zu uns hinauf. Es ist relativ angenehm und sicher zu radeln, denn hier hat es ausnahmsweise mal einen Seitenstreifen.....  ausser in den vier oder fünf Tunneln, die wir nicht umfahren können. Wir sind mit einem mulmigen Gefühl unterwegs, haben aber Riesenglück, dass ausser zwei LKWs  der meiste Schwerverkehr auf der Gegenfahrbahn unterwegs ist.

In Speralonga gönnen wir uns eine kurze Verschnaufpause, dann geht es an Gemüsefeldern und Tomatentreibhäusern im strammen Gegenwind und im starken Verkehr nach Terracina. Vermutlich sind deshalb so viele LKWs unterwegs, weil damit die gesamte Küstenregion versorgt wird.

Ein Tag mit Gewitter und Regen zwingt uns einen Ruhetag auf. Der Bucht entlang radeln wir durch ein kühles Eichenwäldchen an den Lido von Sabáudia.

Ein Blick auf die Karte weckt grosse Hoffnungen, verläuft die Strasse auf 30 km dem Meer entlang. Genau so gross ist dann die Enttäuschung, bleibt das Meer wieder einmal mehr hinter den privaten Villen verborgen. An jedem Gartentor warnt ein Schild vor dem Hund, hie und da erhaschen wir mal einen Blick aufs Meer, ansonsten sehen wir viel Strasse, Gebüsch und erfreulich viel Oleander.

In Sabáudia verlassen wir die Goldküste und dann wirds endlich mal wieder beschaulicher: wenig Verkehr, an einem Kanal entlang durch ein schattiges Wäldchen, Vogelgezwitscher und Froschgequake, das ist Genussradeln. 

In Borgo Grappa erreichen wir wieder das Meer, und jetzt können wir mehr als 7 km an der kaum bebauten Küste entlang radeln. Öffentliche Strandabschnitte wechseln  mit gebührenpflichtigen ab, an denen Sonnenschirm an Sonnenschirm in Zehnerreihen stehen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das hier in der Sommerferienzeit zu und her geht. Wir verlassen die Küste, weiter gehts ins Landesinnere zu unserem B+B.

Im ersten Teil unserer nächsten Etappe sehen wir unzählige Kiwi-Kulturen, Reben, Oliven, abgeerntete Felder, so ist es noch ganz nett. Aber je mehr wir uns Rom nähern, desto dichter wird der Verkehr und wir sind froh unser B+B zu erreichen, das direkt in der Anflugschneise von Roms Flughafen Ciampino liegt!

Hier beschliessen wir und setzen es in die Tat um: wir mieten in Ciampino in einem ruhigen Wohnquartier eine Ferienwohnung und pendeln mit der Metro zu den Sehenswürdigkeiten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0