Über den Bähnleradweg bis València

Der Aufenthalt in Teruel hat sich gelohnt. Wir suchen wieder Anschluss an den Bähnleradweg und finden ihn 10 km ausserhalb von Teruel. Wir überqueren schon den ersten von insgesamt 21 Viadukten oder Brücken,

und es dauert nicht lange, befinden wir uns im ersten von zwanzig kühlen Tunneln mit automatischer Beleuchtung. Übrigens hat die Regierung von Aragon 850.000 € in die Instandsetzung des Radweges investiert, wir wissen das zu schätzen!

Zunächst pedalen wir die äusserst angenehme Steigung bis zum Puerto de Escandón auf 1223 m hoch, wo sich auch ein nicht stark benutzter Bahnhof befindet.

Und von nun an rollen wir fast nur noch gemütlich bergab. Erst am Nachmittag kommt ein heftiger Südwind auf, so müssen wir auch noch zum runterfahren strampeln.
Es wird ein äusserst abwechslungsreicher Tag: mal fahren wir wie in einem Hohlweg,

dann wieder in offener Landschaft,

durch Pinien- und Steineichenwälder,

dann wieder zwischen roten Äckern hindurch. Australien lässt grüssen.

Und immer mal wieder durchqueren wir einen Tunnel mit bis zu 400 - 500 m Länge

oder überqueren einen Viadukt wie hier den von Albentosa, der mit 50 m der Höchste auf der ganzen Strecke ist.

Wir sind fast allein auf weiter Flur.

Im ersten Herbstnebel radeln wir erst mal noch ein wenig aufwärts bis 1000 m, zum Glück ist die Erde rot, sonst wärs grad recht trostlos.

Aber die Sonne lässt nicht lange auf sich warten, so dass wir sehen, was links und rechts vom Weg ist.

Ab dem Mirador de Ragudo können wir unsere Räder dann einfach rollen und die Landschaft gemütlich an uns vorbei ziehen lassen. Zum ersten Mal fahren wir durch Mandelkulturen, wie muss das im Frühling hier schön sein!

Jérica gefällt uns so gut, dass wir spontan beschliessen, hier ein Bett zu suchen.

Am anderen Morgen präsentiert sich das Dorf nochmals von seiner schönsten Seite,

bevor wir zwischen Oliven-, Mandel-, Orangen-, Persimonkaki-Kulturen verschwinden.

Heute herrscht reger Verkehr: Fussgänger, Jogger, sportliche Biker, Reiter und wir Genussradler durchqueren diese abwechslungsreiche Gegend mit sehr unterschiedlichem Belag.

Auch für Verpflegung ist gesorgt: sonnengereifte Brombeeren, Johannisbrot, aromatische Feigen fliegen uns fast in den Mund.

Leider benötigen die Orangen noch sehr viel Sonne, bevor sie vermutlich im Valensina-Orangensaft, Hohes C oder Don Simon-Orangensaft landen.

In Algimia de Alfara ist der Ausbau des Bähnleradwegs zu unserem Leidwesen zu Ende. Ob er wohl der spanischen Wirtschaftskrise zum Opfer gefallen ist?

Und wie geht es nun für uns weiter? Auf der N310 bewältigen wir in der Mittagssonne
mit erfrischendem Gegenwind eine Bergetappe. Es ist ganz schön mühsam, bis wir auf 500 m hoch gekeucht sind.

Der Gedanke an ein kühles Bier lässt mich durchhalten, aber... das "Bergrestaurant" ist geschlossen! 

Die nächsten 25 km laufen fast von alleine, wir rollen nur noch runter - bis kurz vors Hotel.

Zum Glück putzen wir unsere total eingestaubten Velos noch, denn jetzt stehen sie neben dem Bett.

Von unserem Industriequartier-Hotel aus können wir auf dem sehr gut ausgebauten Velowegnetz fast die ganze Stadt problemlos durchqueren und bis direkt vor unser Stadthotel radeln.

Jetzt sind 34 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit nicht unbedingt die idealen Voraussetzungen für eine Stadtbesichtigung, relativ rudimentär fällt diese auch aus. Eine Markthalle ist immer spannend anzuschauen,

aber nachdem wir so viele aussergewöhnliche Altstadtgebiete (Salamanca, Sevilla, Cáceres), Kathedralen (El Pilar, La Seo, San Pedro) und Mudéjar-Bauwerke gesehen haben, hat València dem nichts Vergleichbares entgegenzustellen.

Was uns hier jedoch total fasziniert sind die Jardines de Túria, diese riesige Park- und Freizeitanlage mitten durch die Stadt im ehemaligen Flussbett der Túria angelegt, sowie sie architektonisch einmalige Anlage der "Stadt der Künste und Wissenschaften".

34 Grad effektiv

e und 40 Grad gefühlte Temperatur sind auch nicht unbedingt Radeltemperaturen, so beschliessen wir, für die kommenden 8-10 Tage eine strandnahe Unterkunft zu suchen, was jetzt während der Hochsaison gar nicht so einfach ist. Wir radeln an den Stadtstrand und sind total begeistert: riesig lang (ca. 4 km), riesig breit (100 - 250 m), ein erfrischendes Lüftchen weht, nur Hotels sind sehr spärlich gesät, vielleicht sieben oder acht, private Apartments sind zumindest keine zu vermieten ausgeschrieben. Aber wir werden fündig, ab Montag werden wir die nächsten 9 Tage am Strand wohnen und wieder mal Badeferien verbringen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0