Prozessionen in der Semana Santa

Zafra:
Eher einem Volksfest gleicht die Prozession über die Plaza Grande. Eine lebensgrosse Gethsemane-Darstellung, gefolgt von einer mit vielen silbernen Kerzenständern geschmückten Marienstatue, wird von ca. 24 Männern durch einen Teil der Altstadt getragen. Äusserste Präzission braucht es, um in den engen Gassen um die Kurven und unter den Balkonen hindurch zu kommen. Schaurig und eigentümlich ist die Musik und die in weiss, rot und grün gekleideten Bruderschaften, die die Prozession begleiten.

Villafranca:
Ganz anders ist hier die Stimmung bei der nächtlichen Prozession (Beginn:23.00): selbst die Kinder sind ruhig, sobald die in schwarz gekleideten "Brüder" die in Ketten gelegten Gefangenen durch das Städtchen führen. Auch hier wird die Prozession begleitet von dieser eigentümlichen Musik mit dem markigen, schwingenden Rhythmus, in dem sich die Träger bewegen. Diese tragen die  lebensgrosse Heiligendarstellung: Christus am Kreuz, geschmückt mit hunderten blutroter Nelken, durch die Stadt.
Leider sind keine Bilder vorhanden

Alange:
In diesem 2000 Seelendorf ist die Prozession entsprechend klein und einfach. Die zwei Heiligenstatuen sind nicht ganz so prächtig und gross, die Träger/innen schwingen im Rhythmus einer Jugendmusikkapelle und bringen die Statuen wieder zurück in die schlichte, schöne romanische Kirche.

Mérida:
Nachdem ich den Routenverlauf und den Zeitablauf der verscheidenen Prozessionen in den Stadtplan eingetragen habe ist für uns ersichtlich, in welchen Strassen alle

4 Prozessionen durchziehen.
Eine Prozessionseinheit besteht aus einer durchführenden, verantwortlichen Bruderschaft, gekennzeichnet durch ihre Farbe (was die Vermummung bedeutet ist mit nicht ganz klar). Es folgt ein Leidensbild, d.h.eine Szene aus dem Leidensweg Jesu, eine Musik- und Tambourengruppe, eine Marienfigur quasi als Trost (meine Interpretation) und zum Abschluss nochmals eine Musikgruppe.

Die dreidimensionalen Bilder sind riesig, auf einem Sockel von ca. 6x3 m werden sie von ca. 30-50 Träger/innen auf dem Prozessionsweg getragen, der mehrere Kilometer lang sein kann und auch auf die Hügel der Stadt führt. Etwa alle 200 m wird die Figur abgestellt. Mit einem speziellen Ritual, das manchmal in einem Sprung gipfelt, heben die Träger/innen ihre enorme Last wieder auf ihre Schultern. Die Sockel sowie die Figuren selbst sind reich geschmückt, mit Gold, Silber, Schnitzarbeiten und Blumenschmuck wurde nicht geknausert.
Es ist sehr eindrücklich, wieviele Menschen den Prozessionsweg säumen. Mein erster Eindruck ist, dass diese Prozessionen zu einem Umzug verkommen, als ein riesiges Spektakel vermarktet werden. Es gibt jedoch auch einige berührende und ergreifende Momente: ein junger, mehrfach behinderter Mann, der das Ritual zum Weitertragen mitgestalten kann, eine junge Frau, die einen Leidgesang anstimmt mit einer fantastischen Stimme, die das Innerste berührt, dieses rhythmische Schwingen, mit dem diese Figuren durch die Strassen schweben...

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