Der Norden Teneriffas

Nachdem wir eine abwechslungsreiche, lustige, bereichernde, zufriedene Zeit mit unseren Besucherinnen im windigen Las Galletas verbracht haben (Marianne, was trauere ich den inspirierenden, spannenden, heiteren Scrabble-Abenden nach!), zügeln wir noch für 1 Woche nach Bajamar in den Norden der Insel.

 

Es ist ja eine altbekannte Tatsache, dass der Norden weniger sonnig, etwas kühler, wolkiger, feuchter, aber dafür auch grüner ist als der Süden. Um so erstaunter sind wir, dass wir am ersten Abend unser Begrüssungs-Cüpli auf dem Balkon mit Blick aufs Meer geniessen können. Aber damit hat sich die Ähnlichkeit mit dem Süden auch schon.

 

Am nächsten Morgen fällt der Blick auf einen grauen Himmel, winzige blaue Flecken sind sichtbar, die im Verlauf des Tages grösser werden und wir sogar einen freien Blick auf den Teide bekommen.

 

An der Punta del Hidalgo faszinieren uns die grossen, mächtigen Wellen, Stunden verbringen wir an der Küste mit Staunen und Schauen, wie sich die Wellen auftürmen, sich Kristall-blinkende Ränder bilden, sie Pferdemähnen hinter sich herziehen, sich in tollen blau-türkis-Tönen überschlagen, bis sie gischtend und schäumend am felsigen Ufer auslaufen.

 

Sonntag: der Blick aus dem Fenster zeigt: gleiches Szenario wie am Vortag, die blauen Lichtblicke sind eher noch spärlicher. Unser Morgenspaziergang führt zur Hafenmole von Bajamar, wo schon ein grossartiges Schauspiel von Wellen und Fontänen stattfindet.

Die Mole ist so genial angelegt, dass man fast mitten in den sich überschlagenden Wellen steht ohne richtig nass zu werden.

Die Sonne setzt sich ein bisschen durch, die Wellen explodieren wie ein Feuerwerk, fast 10 m hoch.

Am frühen Nachmittag meldet sich unser Magen, denn eigentlich wollten wir ja nur Brot zum Frühstück einkaufen auf unserem Morgenspaziergang, aber bei diesem spannenden Wellen-Kino haben wir die Zeit ganz vergessen. Gut gepökelt und eingefeuchtet gibt es halt einen späten z'Morge, unser eigentliches Tagesziel ist ein Ausflug ins Anaga-Gebirge.

 

Vom Mirador de Jardina aus haben wir noch einen sonnigen Ausblick auf Las Mercedes, La Laguna und die blühende Umgebung, aber schon kurz danach fahren wir im Nebel durch dichten, mit Flechten behangenen Erika- und Lorbeerwald.

 

Auch rund um den Roque de Taborno (1024 m) ist es neblig, trotzdem erkennt man die Ähnlichkeit mit „unserem“ Matterhorn. Es windet, es nieselt, es ist kalt, ganz wie daheim!!!!

 

Montag: der graue Himmel geht fast nahtlos ins graue Meer über, trotzdem unternehmen wir nochmals einen Ausflug ins Anaga-Gebirge. Die äusserst kurvenreiche, aber sehr gut ausgebaute Strasse verläuft entlang dem Gebirgskamm und bietet Schwindel erregende Ausblicke auf beide Seiten des Grates hinab in tiefe, steil abfallende, zerklüftete Schluchten bis hinunter ans Meer.

Der kalte Wind pfeift uns um die Ohren und weht die Idee von einer Wanderung davon.

 

In San Andrés erreichen wir das Meer,

 

Sonne scheint an der Playa de Teresitas, was ich sofort zu einem Fussbad im Meer nutze. Sogar der Gedanke an ein Bad an diesem grossen, breiten, saharahellen, karibischen Sandstrand schwirrt in unseren Köpfen herum, aber bei dem grässlichen Wetter in Bajamar haben wir natürlich keinen Gedanken an einen Badeanzug verschwendet.

 

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Zwischenhalt in La Laguna mit seiner reizenden Altstadt. Viele kleine Plätze mit Strassencafés und Konditoreien wären einladend zum verweilen, zum schauen, aber auch hier fegt ein kalter Wind durch die Gassen und uns bald wieder zur Stadt hinaus.

 

Der Dienstag steht ganz im Zeichen des Carnevals. In Santa Cruz soll es nach Rio den zweit grössten Carneval der Welt geben. Was immer das auch heissen soll, denken wir.

 

Mit der Tranvia, einer Strassenbahn von La Laguna aus, reisen wir auf direktem Weg ins sonnige Santa Cruz, mitten hinein ins Geschehen.

 

Die Avenida Marítima, eine Hauptdurchfahrtsstrasse, ist gesperrt, auf beiden Seiten sind Holzstühle aufgestellt,

 

eine „Fress-Meile“ verläuft zwischen Avenida und Hafen, ein riesiger Rummelplatz bietet Boxautos, Schiffschaukel, Riesenrad...

 

Auch in der Innenstadt gibt's ausserordentlich vielfältige Verpflegungsmöglichkeiten, nur, wo bleiben die vielen Narren?

 

Um 16.00, ziemlich pünktlich, beginnt der Umzug. Geschlagene 4 Stunden dauert er, ein farbenfrohes Spektakel aus Federn geschmückten Glitter-Glamour-Samba-Tänzerinnen, Musikgruppen, Schulgruppen, Themenwagen, prächtigst geschmückten Wagen mit einer noch prächtiger herausgeputzten Karnevals-Prinzessin, eine kaum zu überbietende fantasievolle Mischung aus Farben, Formen, Menschen.

 

Der letzte Teil des Umzuges findest schon in der Dämmerung statt, die letzten Wagen sind darauf vorbereitet, sind beleuchtet, so dass von der Pracht und dem Glanz ja nichts ungesehen bleibt.

 

4 volle Stunden staunen wir, bis der Umzug mit einen Feuerwerk beendet wird. Ein Musikwagen nach dem anderen plaziert sich auf der Avenida, es wird gesungen, getanzt, gegessen und getrunken, die ganze Innenstadt entwickelt sich zu einem Festzelt.

 

Es waren sicherlich zehntausende von Umzugsteilnehmern/innen angefangen von Kleinkindern, die den Samba-Rhythmus anscheinend schon mit der Muttermilch eingeflösst bekommen bis hin zu Senioren, die der Tanz-Rhythmus ganz offensichtlich jung erhält.

 

Am Mittwoch kühlen wir uns wieder beim Wellen-Schauen ab. Laut Gezeiten-Tabelle sind heute die höchsten Wellen zu erwarten und so werden – vor allem meine - ooooooohs und aaaaaahs immer gedehnter bei soviel Wucht und Gewaltigkeit.

 

Der Besuch im Norden hat uns die Gegensätzlichkeit, Vielfältigkeit, den Abwechslungsreichtum der Insel gezeigt.

Das Klima ist eine gute Vorbereitung für unsere 2-wöchige Rückkehr in die Schweiz, sind doch Jeans, Daunenjacke und geschlossene Schuhe schon eingetragen.

Das Fazit ist auch ganz klar: der Norden der Insel ist ganz sicherlich nicht unser Lebens(t)raum.

 

Ab dem 23. März büffeln wir in Sevilla etwas Spanisch, dann melden wir uns wieder.

Hasta luego

 

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Kommentare: 1
  • #1

    pomm (Donnerstag, 20 März 2014 22:39)

    Die Wellen sind wunderbar! Ist es nur der Wind, der sie verursacht? Wie waere es wohl, in diesen Wellen zu schwimmen..hmmm..ausprobieren! :)